Der jüngste 6. IPCC Bericht sagt "Noch haben wir es selbst in der Hand". Auch in Bad Vilbel können wir auf kommunaler Ebene entscheiden, welche Maßnahmen die Folgen des Klimawandels abpuffern und das Leben für uns Menschen erträglicher machen. Zu einer dieser Entscheidungen gehört, wie wir mit unserem Wald umgehen. Wir haben einen Stadtwald mit sehr guten Voraussetzungen: Er hat einen Boden, der Wasser gut speichern kann; wir haben einen Mischwald, der als Wald der Zukunft gilt. Wir hatten in der Vergangenheit zukunftsweisende Förster und eine Naturschutzgesellschaft, die darüber gewacht hat, wie der Wald behandelt wird. Das hat sich grundlegend gewandelt.
In den vergangenen 10 Jahren wurde aus Sicht des NABU und BUND zu viel Holz aus dem Wald entnommen. Für Waldbesucher ist sichtbar, dass Hitze- und Wassermangel dem Wald insbesondere seit 2018 zusätzlich zu schaffen machen. Durch die Baumfällungen wurden viele Bäume freigestellt und stehen nicht mehr im Verbund. Ein ausreichender sogenannter Kronenschluss der Bäume ist dementsprechend nur noch an wenigen Stellen zu finden. Dadurch hat sich das Waldinnenklima bereits deutlich erwärmt und die Klimastabilität wurde geschwächt.
Der Wald übernimmt viele wichtige Funktionen für uns Menschen: Er liefert nicht nur Holz, sondern filtert und speichert Wasser, dient der Grundwasserneubildung, produziert u. a. Sauerstoff, filtert Schadstoffe, wirkt Erosion durch Wasser und Wind entgegen und kühlt die Umgebung.
Wir lesen, hören und sehen es in den Medien: Mit Holz lässt sich viel Geld verdienen, Urwälder werden weltweit gerodet. In Deutschland haben wir auch allein zwischen 2012 und 2022 rund 6,6 Prozent Waldanteil verloren, in Hessen sind es 3,5 Prozent. Nach satellitengestützter Auswertung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ging die Waldfläche allein zwischen Januar 2018 und April 2021 um mehr als 500.000 ha zurück, das entspricht etwa 5 Prozent der bundesweiten Waldfläche.
Derzeit wird im Bad Vilbeler Stadtwald wieder massiv Holz eingeschlagen. In den letzten drei Jahren wurden
rund 2.000 Holz-Festmeter aus dem Wald geerntet.
Zum Sitzungstermin wird der Landesbetrieb HessenForst das sogenannte Forsteinrichtungswerk (FEW) vorstellen, das in der Regel für die nächsten 10 Jahre festlegt, wie der Wald bewirtschaftet wird. Vorträge und weiterer Sachverstand neben dem forstwirtschaftlichen von HessenForst werden erneut nicht berücksichtigt. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD wurde ausdrücklich festgehalten, dass die Erarbeitung des FEW in Zusammenarbeit, mit interessierten Bürger*innen und Naturschutzverbänden erfolgen wird. Da die Stadt Bad Vilbel entschieden hat, dass Sitzungen der Umwelt-Kommission nicht öffentlich sind, ist eine Bürgerbeteiligung auf diesem Weg nicht möglich.
Aus diesem Grund und weil dringend Handlungsbedarf besteht, werden NABU und BUND zeitgleich zu dieser Pressemitteilung, Bürgermeister Sebastian Wysocki einen öffentlichen runden Tisch zum Thema Bad Vilbeler Stadtwald vorschlagen. Die Untere Naturschutzbehörde unterstützt diesen Vorschlag.
Dass die Stadt Fördermittel für ein Klimaschutz gerechtes Waldmanagement beantragen will, ist eine positive Entwicklung und eine gute Basis. Das Genehmigungsverfahren nimmt allerdings in der Regel viel Zeit in Anspruch. Deshalb sollte es für den Bad Vilbeler Stadtwald zunächst ein Einschlagsmoratorium geben, denn diese Fehler können nicht rückgängig gemacht werden.
Weiterführende Informationen und Veranstaltungen zum Thema:
NABU AG und BUND OV Bad Vilbel https://www.nabu-badvilbel.de/
Sind Sie neugierig geworden, wollen Sie aktiv werden? Sie sind herzlich eingeladen. Es existiert in Bad Vilbel eine Waldgruppe innerhalb der NABU-Mitglieder und ein regelmäßiges monatliches Treffen, an denen Interessierte gern dabei sein können. |
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