Wieder Massive Fällungen im Stadtwald

Der NABU Bad Vilbel protestiert

Die Umsetzung des von der Stadtverordnetenversammlung genehmigten Wirtschaftsplans für 2022 ist in vollem Gang – ohne neben der Einschätzung von Hessen-Forst noch eine weitere fachliche Meinung einzuholen. Es ist vorgesehen, wieder einige hundert Festmeter Holz zu entnehmen und damit weitere Auflichtung im Wald in Kauf zu nehmen, ohne den letzten Hitzesommer in die Bestandsbewertung miteinzubeziehen.

 

Neben Nadelhölzern sind auch wieder Eschen betroffen, die als Schadholz deklariert werden und nach Einschätzung der Stadt eine „latente Gefahr“ für die Waldbesucher darstellen - unabhängig davon, ob sie am Wegesrand oder mitten im Baumbestand stehen - obwohl „wald-typische Gefahren“ nicht Bestandteil der Haftungspflicht des Waldeigentümers sind. Das Verlassen der Wege geschieht auf eigene Gefahr.

 

Wie bereits bei den massiven Fällungen im Herbst 2020 sind wieder besonders große Bäume betroffen. Seinerzeit wurden nach Bestandsaufnahme des NABU mindestens 70 alte Buchen gefällt, die nach Angabe von Hessen-Forst krank oder bereits abgestorben waren oder im Folgejahr abgestorben wären. Das dies eine Fehleinschätzung war, ist dem NABU durch unabhängige Experten bestätigt worden! Leider sind all diese Bäume unwiederbringlich für den Stadtwald verloren.

 

Nun geht es auch den alten Eschen im Taubengrund ans Holz. Bisher sind 4 Eschen gekennzeichnet, die zwar am Eschentriebsterben erkrankt sind, aber in diesem Sommer noch vital waren und durchaus die Chance haben sich zu erholen. Die Stammumfänge betragen 2,70m bis 3,40m ! Alte Eschen wie diese sind in deutschen Wäldern sehr selten geworden. Sie sind Hotspots der Artenvielfalt, speichern aufgrund ihres Alters besonders viel CO2 und sorgen aufgrund ihrer Masse effizient für Kühlung im Wald.

 

In intakten naturnahen Wäldern ist die Erkrankung und der langsame teils über Jahrzehnte dauernde Zerfallsprozess von Bäumen wichtigster Bestandteil des gesamten Lebenskreislaufs. Dieses natürlich entstehende „Totholz“ hat vielfältige Funktionen im Wald und bildet die Grundlage für kleinräumige Waldstrukturen und deren speziell angepasste Lebewelt. Totholz speichert enorm viel Wasser, was in trockenen Sommern überlebenswichtig für Wildtiere bis hin zu Mikroorganismen im Boden sein kann.

 

Die zur Fällung vorgesehenen kranken Eschen haben daher einen weitaus größeren Nutzen, wenn sie im Wald als wertvolle Biomasse verbleiben. Zudem steht die kostenintensive Ernte in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Nutzen. Der ökologische Schaden durch weitere Verdichtung des empfindlichen Lößlehmbodens und die Zerstörung von Baum-Nachwuchs sowie von großflächigem Bärlauch-Bestand ist als weitaus größer zu bemessen.

 

Was können SIE tun:

  • informieren Sie sich über die Situation im Vilbeler Stadtwald und über die neue Strategie des Bundesumweltministeriums zu mehr Waldschutz und Nutzungsverzicht in Gemeinde
  • Wäldern - beschweren Sie sich bei der Stadt über die Baumfällungen und die rigorose forstwirtschaftliche Praxis
  •  fordern Sie mehr Klimaschutz ein, denn Waldschutz bedeutet Klimaschutz
  • unterstützen Sie unser Engagement für den Stadtwald – er ist auch Ihr Bürgerwald!

 

Dezember 2022